Making of „Wiener Mechanikerräder“

Fotos © Elise Madl

 

Die Fahrräder, die hier vorfahren, wurden kaum aus großen Fabriken gerollt, sondern aus oft winzigen Werkstätten. Heute würde man sie Manufaktur nennen, aber damals war das Wort noch längst nicht in Mode. Im Rückspiegel der Geschichte scheint es, als hätte jeder Wiener Fahrradhändler und -mechaniker auch selbst Fahrräder produziert, so bog der Sammelbegriff gut auszentriert ums Eck: Die Wiener Mechanikerräder.

Wobei nicht alle diese Hersteller ihre Rahmen wirklich selbst gelötet haben – was heute als Badge-Engeneering längst etabliert ist, wurde auch in den 30er bis 80er Jahren schon praktiziert. Freilich ist uns das Buch über die Wiener Mechanikerräder nicht einfach passiert. Alle Mitwirkenden (Walter Schmidl, Werner Schuster, Martin Strubreiter, Michael Zappe, auch Verleger Richard Hollinek) sammeln selbst, und das sehr eifrig, wie der Pegelstand in manchem Keller oder Dachboden oder auch Literaturarchiv zeigt. Das geballte Wissen zu einem Buch zu verdichten, war irgendwann der logische Schritt, und hier ist es.

Die Vorbereitungen zu diesem Buch haben rund 30 Jahre gedauert, so lange sammeln manche von uns bereits. Wir haben die Archive gelüftet, haben in Adressbüchern, Branchenverzeichnissen, und weiteren Quellen Jahr für Jahr nach Marken geforscht, in Bibliotheken nach alten Inseraten gesucht, haben die geduldigen, gesprächigen Zeitzeugen der frühen Wiener Fahrradjahre befragt und, wo möglich, die einstigen Eigentümerfamilien ausgeforscht und bei ihnen angeklopft. Haben kombiniert, Schlussfolgerungen gezogen und alles chronologisch und alphabetisch einsortiert.

Bei der Auswahl der Fotomodelle haben wir uns bemüht, möglichst viele Räder im Originalzustand oder im originalgetreu restaurierten Zustand aus den Sammlungen zu zupfen. Daher sind manche Fahrräder auch (sehr) patiniert, aber was die neue Charta von Turin für automobile Oldtimer vorschlägt und Museumsrestauratoren ohnedies schon längst praktizieren, haben wir auch schon lange gemacht: Bewahrung aller Spuren und Materialien, die von vergangenen Zeiten künden. Dinge, die Jahrzehnte lang gefahren wurden, können eben nicht mehr aussehen wie neu, zu viele Fahrräder wurden schon mit Fantasielackierungen zerstört, und wir fröhlichen Sammler lassen uns die Lachfalten ja auch nicht wegoperieren, um auszuschauen wie Kleinkinder.